Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
RSSPrint

Weißt du noch …?

Die Frage wird oft gestellt, wenn Schulfreundinnen zusammentreffen, die sich mehr als 60 Jahre kennen. Bei so einer Gelegenheit habe ich neben all den Erinnerungen noch eine tolle Entdeckung gemacht. In einem kleinen uckermärkischen Dorf in meiner Heimat hatte ein ehemaliger Lehrer im Schulgebäude, gegründet 1915, viele Dinge über das damalige Bildungswesen bis hinein in die 80er Jahre des 20. Jh. zusammengestellt. Die kleine Schule bestand aus zwei Räumen, darüber waren zwei Wohnungen für die Lehrer. Wie vor ca. 100 Jahren ein Klassenzimmer aussah, welchen Stundenplan es gab und womit geschrieben wurde – all das konnte man dort erfahren und erkunden. Daneben waren Beiträge von Heimatdichtern, alte Fibeln und Mathebücher in verschiedenen Ausgaben zu finden.

 

Passend zur warmen Jahreszeit war in Schönschrift mit Kreide an die Tafel geschrieben:

Heute ist das Wasser warm,

Heute kann's nicht schaden.

Schnell hinunter an den See!

Heute geh'n wir baden.

 

Eins, zwei, drei die Hosen aus,

Stiefel, Wams und Wäsche,

und dann, plumps ins Wasser rein,

gerade wie die Frösche.

 

Und der schönste Sonnenschein

brennt uns nach dem Bade

Brust und Buckel knusperbraun,

braun wie Schokolade.                    Adolf Horst

 

Und schon fühlte man sich in die Kindheit versetzt, denn genau so ging es zu am Dorfteich.

Auf der Rückseite der Tafel stand in Sütterlin ein Vers, schon teilweise abgelöscht, der eine weitere Facette des damaligen Schullebens aufzeigte: wie die Verhältnisse vor Jahren in der alten Schule waren. Die Lehrer lehrten und regierten, die Schüler lernten und parierten … 

Sehr bemerkenswert fand ich eine Zensurenskala, die in der Zeit von 1880 bis 1920 Gültigkeit hatte.

 

Ob damals die Lehrer wirklich objektiv einen Unterschied zwischen „gut und besser“ und „im ganzen gut“ gemacht haben oder machen konnten? Und: Wie ist es heute mit der Zensierung?

An meine Großmutter wurde ich erinnert, als ich folgendes „Lehrmaterial“ fand.

 

 

 

Darunter der Text

Vom Vater hab ich die Statur,

Des Lebens ernstes Führen,

Vom Mütterchen die Frohnatur

Und Lust zu fabulieren.

Meine Großmutter rezitierte diese Verse und andere lange Gedichte auswendig, genau wie die meisten aus dieser Schülergeneration zu Beginn des 20. Jh. es konnten. (Die Zeilen sind übrigens der Anfang eines Goethegedichtes)

 

Selbst wer sich mit dem Inhalt dieser Verse nicht anzufreunden vermag, konnte jedoch alte Bücher finden, die man wegen ihrer schönen Gestaltung einfach nicht aus der Hand legen mochte.

 

Auch meine bereits beschriebene Begeisterung für die alte Sütterlin-Schrift (siehe digitale Kirche vom 14.4.2021) fand hier weitere Beispiele.

 

Einem Stundenplan, war zu entnehmen, dass 1906 die Schule bereits um 6 Uhr morgens begann und bis 11 Uhr dauerte. Vermutlich war danach der Tag für die Schüler noch nicht zu Ende und Feldarbeit stand auf dem Programm

 

 

Dieses alte Klassenzimmer wurde mit viel Mühe und Liebe zusammengestellt und hat uns für eine Weile in unsere Schulzeit zurück versetzt. Selbst die Namen einiger unserer Lehrer waren in Statistiken und Auswertungen zu finden

Wie mag es den Schülern heute ergehen? Werden sie sich später ebenso gern wie wir an die Schulzeit erinnern? Ich wünsche allen Schülern für die bald beginnenden Ferien erst einmal gute Zeugnisse und eine sorglose Ferienzeit mit abenteuerlichen Erlebnissen.

 

 

 

 

 

 

 


AnsprechpartnerIn