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RSSPrint

Wochenlieder in der Passionszeit – Teil VI

Jesus reitet nach Jerusalem

© MicheletbCC 4.0 International

Das abgebildete mittelalterliche Buntglasfenster zeigt eine bekannte biblische Szene: Jesu Einzug in Jerusalem. Es befindet sich in der Westfassade der Kathedrale von Chartres (Frankreich) unterhalb der großen Fensterrose.

 

Der Name des zurückliegenden Sonntags Palmarum (Palmsonntag) leitet sich ab von dem Brauch, den König oder Feldherrn bei seinem Einzug in die Stadt Palmzweige schwingend und jubelnd zu begrüßen. Dieser Brauch wurde auch geübt, als Jesus in Jerusalem einzog.  „Hosianna“ – so riefen alle, als Jesus auf einem Esel in die Stadt einritt. Diesen Ruf finden wir an unterschiedlichen Stellen in der Bibel (u. a. Mt 21,9): „Hosianna dem Sohne Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!“.  

Heute bejubelt, morgen fallen gelassen: der Einzug Jesu in Jerusalem am Palmsonntag steht am Anfang der Karwoche. Wenig später schlagen sie ihn ans Kreuz.

Die Hände, die eben noch Palmzweige schwingen, sind schon zu Fäusten geballt. Das „Hosianna“ wird zum gellenden „Kreuzige“-Ruf, fröhliche Gesichter erstarren zu Fratzen. Und doch ist es Jesu Tod am Kreuz, der den Menschen Leben bringt. Sein Weg ins Dunkel war ein Weg ins Licht, heute bekennen wir das. Im Geschlagenen, im Verachteten war Gott ganz nah. Nur wenige erkannten das – wie die Frau, die den Todgeweihten wie einen König salbte. (www.kirchenjahr-evangelisch.de; www.daskirchenjahr.de)

 

Die Wochenlieder für den Sonntag Palmarum sind

„Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken“ (EG 91) und

„Dein König kommt in niedern Hüllen“ (EG 14)

 

„Dein König kommt in niedern Hüllen“ist eigentlich ein Adventslied bzw. als solches seit langer Zeit bekannt. Es knüpft an das Evangelium des 1. Sonntags im Advent an (Mt 21,1-11), das seine inhaltliche Entsprechung wiederum im Evangelium des Palmsonntags (Joh 12,12-19) findet.

 

Der Liedtext ist ein Gedicht von Friedrich Rückert aus dem Jahre 1834. Die erste Strophe erzählt vom Einzug Jesu in Jerusalem nach dem folgenden Bibeltext:

Als sie nun in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage an den Ölberg, sandte Jesus zwei Jünger voraus und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt, und gleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und führt sie zu mir! Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer. Sogleich wird er sie euch überlassen. Das geschah aber, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht „Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.“ Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf und er setzte sich darauf. Aber eine sehr große Menge breitete ihre Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Das Volk aber, das ihm voranging und nachfolgte, schrie und sprach: „Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!“ (Mt 21,1-9)

 

Die Wendung „niedere Hüllen“ im Titel des Liedes nimmt das Motiv der Erniedrigung des Gottessohnes auf, wie es auch im Philipperhymnus zum Ausdruck kommt:

Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. (Phil 2,6-8).

Die folgenden Strophen des Liedes thematisieren den herannahenden Friedensherrscher entsprechend der Verheißung des Propheten Jesaja:  

Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst. (Jes 9,5).

Dabei beschreiben die Strophen 2 bis 4 das Wirken des Friedenskönigs, die Strophen 5 und 6 formulieren die Bitte um das Kommen des Herrn und einen endgültigen Frieden.

Die festliche Melodie des Liedes stammt von dem Nürnberger Theologen und Hymnologen Johannes Zahn, der sie 1853 ursprünglich für ein Morgenlied schrieb.

Im folgenden Beitrag kann man nicht nur diese Melodie u. a. in schönen Orgelvariationen hören, sondern erfährt auch etwas über den Textdichter Friedrich Rückert: 

Dein König kommt in niedern Hüllen

Bleiben Sie gesund und seien Sie behütet.

Herzlichst,

Ihr Stefan Händel

Kirchenmusik Basdorf / Ökumenischer Kirchenchor Basdorf (ÖKB)

Alle bisherigen Wochenlieder finden Sie hier auf der Seite des ÖKB zusammengefasst.