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Adventsbräuche Das Luciafest

Das Luciafest - ein Brauch, der bei uns in der Uckermark/Schorfheide nicht sehr verbreitet ist. Ich habe dieses Fest im vorpommerschen Greifswald kennengelernt als ein Fest/einen Brauch aus Skandinavien. Schließlich gehörte Vorpommern durch den Dreißigjährigen Krieg bis zu den Befreiungskriegen zu Schweden.

Das Fest wird am 13. Dezember gefeiert, und es gilt als ziemlich sicher, dass  es mit der Wintersonnenwende zusammenhängt. Die Sonnenwende fiel vor der Gregorianischen Kalenderreform auf den 13. Dezember. Der Name Lucia bedeutet „Licht“.

Den Mittelpunkt des Festes bildet Lucia, ein ganz in weiß gekleidetes junges Mädchen mit roter Schärpe, die auf dem Kopf einen Lichterkranz trägt. In jedem Ort Schwedens wird, oft in Form eines Wettbewerbs, die Lucia gewählt, die einen Festumzug anführt. Im Gefolge hat sie weitere Mädchen in weißem Gewand und Lichterkranz. Die Prozession endet an bzw. in der dunklen Kirche, wo der Raum dann mit Kerzen erhellt wird. Es gibt traditionell Safrangebäck  und Glögg, sehr verwandt mit unserem Glühwein. Nicht nur in der Kirche, auch in den Familien und Schulen in Skandinavien wird dieser Ritus praktiziert. Das Land Schweden hat, um Traditionen zu pflegen und das Brauchtum zu bewahren, Ende des 19. Jh./Anfang des 20. Jh. große Bemühungen unternommen, dieses Fest in alle Lebensbereiche einzuführen.

 

Quelle: https://www.brauchwiki.de/luciafest/

Ziemlich erstaunt war ich, dass das Luciafest auch in Italien, jedenfalls im Süden,  einen festen Platz im weihnachtlichen Brauchtum hat. Es geht auf die christliche Verehrung der Heiligen Lucia zurück; eine Verehrung, die später ihren Weg nach Norden genommen haben soll, so lautet eine Interpretation, die nicht primär die Wintersonnenwende thematisiert.  Die Heilige Sophia stammt aus Syrakus (3. Jh.) und  wurde getötet, weil sie dem christlichen Glauben nicht abschwören wollte und stets den Armen half. Der Legende nach wurden ihr die Augen ausgestochen. Sie gilt als Schutzpatronin der Blinden, Beschützerin des Sehvermögens und des Lichtes. Im bereits mehrfach erwähnten Heiligenlexikon sind ausführliche Darstellungen zur Heiligen Sophia nachzulesen, die auch irgendwie den Legenden über die Heilige Barbara ähneln: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienL/Lucia.htm.

In Süditalien gibt es jedenfalls am 13. Dezember Geschenke und Süßigkeiten für die Kinder, ähnlich wie bei uns zum Nikolaus. Viele Kinder schreiben zuvor auch Briefe an die heilige Lucia und teilen ihre Wünsche mit.

Ein neapolitanisches (Schiffer-)Lied mit dem Titel „Santa Lucia“ aus dem Jahr 1849 erlangte inzwischen, auch durch die zunehmende Bekanntheit des Luciafestes, nahezu Kultcharakter. Wenngleich es bekannte Tenöre wie Caruso und Pavarotti mit viel Schmelz und Hingabe gesungen haben - auch von Elvis gibt es eine Version - so behaupten die Neapolitaner dennoch, dass es „echt“ eben nur mit Mandolinenbegleitung ist. Sicher hat es auch von uns so mancher schon gehört:  https://www.youtube.com/watch?v=ctpDK7SB6jw .

Eine interessante Tradition, die auch mit der Heiligen Lucia zusammenhängt, gibt es in Oberbayern, das sogenannte „Lichterschwemmen“ bzw. Lichterschwimmen. Im Jahr 1875 war eine Gemeinde nahe der Stadt Fürstenfeldbruck am 13. Dezember von Hochwasser durch den Fluss Amper bedroht. Viele Einwohner fürchteten um ihre Häuser und fanden sich in der Klosterkirche ein, um die Heilige Lucia um Beistand zu bitten. Zum Zeichen, dass sie ihr Schicksal nun Gott und der Heiligen anvertrauten, hatten sie Nachbildungen ihrer Häuser aus Papier oder Pappe auf ein Brett montiert, innen mit einer Kerze ausgeleuchtet und mit vielen Fürbitten den Fluten übergeben. Und in der Tat, nach dem 13. Dezember ging der Pegelstand des Flusses zurück, das befürchtete Unglück hatte sich nicht ereignet. Fortan wurde dieses Lichterschwimmen aus Dankbarkeit jedes Jahr gefeiert. Bis heute werden von den Kindern bunte Häuschen gebaut und schön beleuchtet. Sie werden dann vom Pfarrer gesegnet und bei Dunkelheit  in den Fluss gesetzt.

Wasser und Licht und auch die Verbindung dieser beiden Lebensgrundlagen auf unserer Erde einmal in den Fokus zu setzen, erscheint mir auch gegenwärtig sehr angebracht. Schon zum Mirjamsgottesdienst im Oktober fand Erwähnung, dass der Vorname Lucia in sehr vielen Regionen der Welt verbreitet ist (mit den jeweiligen sprachlichen Abwandlungen natürlich) und somit sicher auch überall das Licht als eine Quelle des Lebens wahrgenommen wird. Freuen wir uns also darauf, dass immer wieder etwas Neues beginnt und wir die Chance haben, mit Gottes Hilfe das Neue und Kommende zum Wohle aller zu gestalten.

 

Sybille Gruska

 


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