Heute, wenn sich die Gemeindekirchenräte der Gemeinden Basdorf, Wandlitz und Zühlsdorf virtuell treffen, dann wird es auch eine Neuerung für unsere Kommunikation geben. Wir wollen eine Messenger-Gruppe gründen, um gerade in diesen Zeiten schnell auf aktuelle Geschehnisse reagieren zu können:
Um es kurz zu machen: Wir haben uns für den Messenger Signal entschieden. Er verschlüsselt die Konversation zwischen zwei Geräten, er hat seinen Quellcode veröffentlicht und sein Zweck ist es nicht Daten über Nutzer*innen zu sammeln um sie meistbietend zu verkaufen. Diese Maßstäbe sollten für digitale Kommunikation zu Grunde liegen und fast jeder andere Messenger kommt daher nicht infrage. Einzig Threema bliebe z.B. nach dieser Empfehlung der EKD als Kommunikationsplattform übrig. Sie kostet aber Geld, was nochmal eine andere Hürde darstellt.
Klassische Kommunikationsform ist oft noch der E-Mail-Verkehr. Diese seit vielen Jahren etablierte Form hat einen entscheidenden Nachteil. Die Informationen sind nicht verschlüsselt. Es ist vergleichbar mit einer Postkarte. Ich muss darauf vertrauen, dass die Post den Inhalt nicht liest, kann mir aber nie sicher sein.
WhatsApp hat sich mit Blick auf den Datenschutz schon immer disqualifiziert, eine ernstzunehmende Kommunikationsplattform zu sein. Spätestens seit diesen Änderungen der Geschäftsbedingungen, die ab Mai greifen, ist es unbenutzbar. Ab dann will Facebook auf die Daten von WhatsApp zugreifen. Dies Betrifft die Telefonbuchkontakte aller WhatsApp Nutzer*innen und die so genannten Metadaten. Das scheint erst einmal harmlos zu sein. Mit Metadaten können aber über Datenvisualisierung und Analyse viele Sachen zum Schaden der entsprechenden Personen betrieben werden. Wenn Sie etwas Zeit für dieses Video haben, dort wird erklärt, wie alleine mit Blick auf die Metadaten bei Spiegel – Online herausgefunden werden konnte, welcher Journalist mit welcher Journalistin eine Beziehung hat.
Alleine mein Standortprofil vom Handy verrät zum Beispiel den Seelsorgebedarf von Personen mit denen ich mich regelmäßig treffe – selbst wenn wir nicht via Messenger kommunizieren.
Ich benutze dennoch E-Mail und WhatsApp – allerdings ohne der App einen Telefonbuchzugriff zu erlauben. Kernaufgabe des Berufes Pfarrer ist die Kommunikation des Evangeliums. Wenn Paulus damals aus ethischen Bedenken darauf verzichtet hätte, dass römische Postsystem zu nutzen, dann hätten wir bis heute nicht von Jesus von Nazareth gehört.
Allerdings ist dies für mich keine Ausrede für alles: Es ist wichtig, die Plattformen mit Augenmaß zu nutzen: Seelsorgeanfragen werden zum Beispiel möglichst schnell auf andere Kommunikationswege übertragen und ich versuche sehr darauf zu achten, welche Daten ich wo teile. (Wie erwähnt gehört mein Adressbuch nicht dazu)
Laut dem oben erwähnten EKD – Papier ist Signal auch nicht der perfekte Messenger. Da es keine perfekt sichere digitale Kommunikation gibt, ist jede Entscheidung eine Abwägung. (Hier sind Whatsapp-Alternativen mit Für und Wider zusammengefasst)
Das wichtigste ist, dass wir uns das immer wieder vergegenwärtigen. Gleichzeitig wird es eine Welt ohne Datensammlung nicht mehr geben. Darum sind auch ethische und gesetzliche Überlegungen wichtig, wie mit unseren Daten umgegangen wird.
Zu sagen, mir ist egal, wer mitliest, ist übrigens eine Einstellung weit weg von Nächstenliebe. Über die Analyse von großen Datenmengen können Konzerne, wie Google und Amazon Rückschlüsse von einer Person auf die andere ziehen. Ihr Nachbar, der keine Messenger Dienste nutzt, aber dort wohnt, wo sie wohnen und ähnlich alt ist, wird so für die großen Konzerne ebenfalls gläsern.
Während Gott jede einzelne Person ansieht, sieht ein Supercomputer keine so differenzierten Unterschiede zwischen uns Menschen.
Gleichzeitig ist Datenschutz ein Luxus, den sich nicht jeder Mensch leisten kann, weil geeignete Geräte entsprechend teurer sind und Datenschutzkonforme kommunikation mehr aufwand bedeutet. Wenn Sie es sich leisten können, tuen sie also auch etwas für ihre Nächste/ ihren Nächsten.